Saarland

Fünf Listen Handlungsbedarf

Bürger und Experten dokumentieren Gefahrpunkte

Mängellisten gleich fünffach

Gefahren und technische Mängel bietet die Radinfrastruktur in St. Ingbert leider an vielen Stellen. Die anerkannten Regeln der Technik sind den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung offenbar unbekannt, während sie Regeltreue zugunsten des Straßenkraftverkehrs besonders Ernst nehmen.

Der Mißstand ist gleich mehrfach dokumentiert: Input der Bürger und die umfangreiche Mängelliste des jüngsten Radverkehrsgutachtens zeigen die Untätigkeit bei  Förderung des Radverkehrs.

Bisher liegen vor:

Drei Probleme prägen die St. Ingberter Radinfrastruktur in grundsätzlicher Weise:

  1. Gültige Normen der Straßenraumgestaltung wie die Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) und insbesondere die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA (jeweils herausgegeben von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen FGSV) scheinen für die Stadtverwaltung keine Rolle zu spielen. Nicht anders ist zu erklären, warum Radwege zu schmal und in Knotenbereichen ohne Regelung bleiben (siehe Fotos). Auch die Ausweisung von Radwegen in Kombination mit Fußwegen erfolgt offenbar willkürlich. Die Radverkehrsgutachten von 2004 und 2020 dokumentieren diese Missstände gutachterlich.
  2. Die Nutzungspflicht ausgewiesener Radwege nötigt Radler zur Nutzung von Wegen, deren Zufahrt oder Ende mit großen Gefahren verbunden ist. Oft fehlt eine Bordsteinabsenkung; am Ende des Weges fehlt eine abgesicherte Rückführung auf die Fahrbahn.
  3. Eine Abhilfe bleibt trotz des geballten Inputs von Bürgern und Experten bisher aus. Die Dialogunfähigkeit der Fachabteilung hat mit dazu beigetragen, dass der VCD die “Starre Pedale” verliehen hat.

Zumindest testweise erfolgreich: Tempo 30 und Popup-Radweg auf der Kohlenstraße

ADFC, Anwohner und VCD initieren Popupradspur

Eine tolle Sache am 19. Oktober 2024: Dank der engagierten Anwohner an der vielbefahrenen Kohlenstraße war es dem ADFC und VCD leicht möglich, einmal den Vorteil einer eigenen Fahrspur für RadlerInnen, ein sogenannter Popupradweg, einzurichten. Sogar die Verkehrsbehörde unterstütze die Maßnahme und sorgte für ein anstandslos allseits parktiziertes Tempo 30 in der dreistreifigen Kohlenstraße.

Die Kohlenstraße mitten in St. Ingbert ist sehr breit. Bisher werden ihre drei Fahrspuren vom Autoverkehr dominiert. Das änderte sich am 19. Oktober für einige Stunden ändern: Ein Pop-up-Radweg zeigte Politik und Bürgern , wie Radverkehr in St. Ingbert sicher gestaltet werden kann.

Auf dem geschützten Pop-up-Radweg kann jeder testen, wie eine fahrradfreundliche Infrastruktur in St. Ingbert aussehen könnte. 

Um die bisher noch vorgesehenen Abbiegespuren in der Kohlenstraße zu ersetzen, empfiehlt Werner Ried einen Blick in den Nachbarort Altenwald: „Dort gibt es mehrere Mini- Verkehrskreisel, die von größeren Fahrzeugen mittig überfahren werden können. Solche Kreisel könnten in der Kohlenstraße und auch der Schlachthofstraße die zahlreichen Ampelanlagen ersetzen. Dies würde den Verkehr entschleunigen, weil jeder die Vorfahrt achten muss, zugleich würde es das Fortkommen beschleunigen, weil man nicht mehr lange vor den Ampeln warten muss“, nennt Ursula Hubertus als weiteren Vorteil des gemeinsamen Konzepts des ADFC und Verkehrsclub Deutschland (VCD).  Von 10 bis 13 Uhr gab es in der Kohlenstraße  Livemusik, einen Kindermalwettbewerb und spezielle Radler-Döner…

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