VCD sieht Tarifanpassungen im Saarländischen Verkehrsverbund (SaarVV) zum 01.01.2017 kritisch

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr hat es versäumt ein Zeichen zu setzen und die Tariferhöhung abzulehnen. Nachdem das neue ÖPNV Gesetz verabschiedet wurde und die Preisanpassung relativ gering ausfällt, hätte man als Zeichen des Aufbruchs im ÖPNV die Preiserhöhung ausfallen lassen können.

Wieder einmal muss auch der demographische Wandel als Begründung für die Erhöhung der Tarife herhalten. Dabei ist bei richtiger Ausgestaltung des saarländischen ÖPNV noch „ viel Luft noch Oben“.

Viele Fahrgastpotentiale liegen noch brach, sodass der demographische Wandel locker ausgeglichen werden kann. Solange aber das kleinkarierte Kirchturmdenken der Aufgabenträger den ÖPNV dominiert, solange wird sich der ÖPNV im Saarland nicht weiter entwickeln.

Die Menschen im Land brauchen Verkehre über die Landkreisgrenzen hinweg und die Anschlüsse müssen gesichert sein, gerade dann, wenn nur ein Stundentakt oder weniger angeboten wird.

Viele Industrie- und Gewerbegebiete haben keinen ÖPNV Anschluss, da gibt es noch viel zu tun.

Eine starke schienengebundene Grundversorgung (Eisenbahn und Straßenbahn) sollte das Rückgrat des ÖPNV darstellen, mit intelligenten Bussystemen gekoppelt, die Fahrgäste in die Orte und Ortsteile verteilen und abholen.

Das Saarland braucht einen ÖPNV aus einer Hand, eine starke Hand, die Verbindungen und Standards koordiniert aber auch kontrolliert.

Leider greift hier das neue ÖPNV Gesetz zu kurz, es fehlen klare Zielvorstellungen und Bezug auf Angebot, Standards und Finanzierung.

Auch das Marketing der Aufgabenträger und der Unternehmen lässt oft viel zu Wünschen übrig. Es wird meist nur verwaltet aber nicht gestaltet.

Aber nur wer um neue Fahrgäste wirbt und die Rahmenbedingungen verbessert, wird mit einem Zuwachs an Kunden belohnt werden.

Der VCD Saarland ist gespannt wie die neue Wabenstruktur gestaltet wird, denn Füllwaben verteuern das Angebot und viele Gemeinden werden durch mehrere Waben durchzogen. Diese Struktur macht den ÖPNV unübersichtlich und unattraktiv.

Auch beim Seniorenticket hat das Saarland Änderungsbedarf, denn in den meisten Regionen und Verbünden (VRN) besteht die Möglichkeit schon mit 60 Jahren ein solches Ticket zu erwerben, im Saarland erst ab 65 Jahren.  Auch für Ehe- und Lebenspartner fehlt ein Anreiz gemeinsam den ÖPNV zu nutzen. Hier sollte man auch über neue Konzepte nachdenken.

Auch ein besseres Angebot an den Wochenenden und eine bessere Vermarktung des ÖPNV in Verbindung mit touristischen Zielen kann neue Fahrgäste generieren.

Der Landesverband Saarland des VCD wird die weitere Preisentwicklung im SaarVV genau verfolgen und auch die Umsetzung des neuen ÖPNV Gesetzes im Blick behalten.

Erhard Pitzius

08.01.2017