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Landesverband Saarland
Wenn aus Parkplätzen lebenswerte Orte für Menschen werden. Frankreich zeigt wie es geht.
Der große halbrunde Platz vor dem Tour Phillipe le Bon und dem Rathaus ist ein zentraler Ort in Dijon, Burgund, der am Ende der Rue de la Liberté liegt. Historische Gebäude, Cafés und Terrassen säumen den Platz, der im Sonnenlicht schimmert und aus denen man die Wasserspiele beobachten kann. Im Sommer finden an diesem Ort Konzerte statt und an Weihnachten kann man hier den großen Weihnachtsbaum bestaunen. Der Platz ist, ähnlich wie der Tbilisser Platz in Saarbrücken, zudem ein Ort der Verkündung und zahlreicher Demonstrationen.
Doch der Place de la Libération ist nicht immer ein Ort der Begegnung und der Erholung gewesen. Erbaut wurde er zwischen 1681 und 1686. Von da an erlebt er während der französischen Revolution und dem Zweiten Weltkrieg eine komplexe Geschichte.[1] Doch das Erstaunlichste: Für eine lange Zeit im 20. Jahrhundert wurde der Platz als Parkplatz genutzt.[2] Doch die Stadt hatte in den 2010er Jahren große Pläne für die Verkehrswende in Dijon: Die Rue de la Liberté wurde zu einer Fußgängerstraße, zwei Tramlinien wurden errichtet, um den Individualverkehr zu reduzieren und eine „mobilité douce“, eine sanfte Mobilität, zu fördern.[3]
Doch wie kann man sich in der Innenstadt fortbewegen, wenn es keine Buslinie mehr gibt, die sie durchkreuzen? Heute kann man sich für Strecken, die zu Fuß nicht mehr erreichbar sind, von der Stadt bereitgestellte Fahrrädern ausleihen. Wer Schwierigkeiten beim Gehen hat, kann sich außerdem an die kleinen Bushaltestellen stellen, um sich kostenlos in einen der kleinen elektrischen Busse zu begeben, die vorsichtig durch die Fußgängerzone bis zur Tram fahren.
Ähnliche Veränderungen, die aus autolastigen Orten wieder Orte für Menschen machen, sind in auch in anderen Städten Frankreichs zu beobachten: Der Place de la République in Paris verwandelte sich 2013 innerhalb von zwei Jahren von einem Kreisverkehr zum größten Fußgängerbereich der Stadt.[4]
Ist Frankreich wieder einmal ein Vorbild der Verkehrswende, von dem sich die Grenzstadt Saarbrücken eine Scheibe abschneiden könnte? Wirft man einen Blick auf den zentral gelegenen Beethovenplatz, so scheint auch hier eine Geschichte unter dem Beton zu liegen, die darauf wartet, wiederbelebt zu werden.