Saarland

Radverkehr
Landesverband Saarland

Bericht: Städtischer Fahrradverleih in Paris (Vélib')

Zwar bin ich ein großer Fan von öffentlichen Verkehrsmitteln und besonders von der Pariser Metro, doch das tolle Wetter und Paris' Transformation hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt haben mich neugierig gemacht.

Da ich mein eigenes Rad nicht mit nach Paris nehmen konnte, nahm ich mir vor, das städtische Verleihsystem Vélib‘ auszuprobieren. Hier möchte ich gerne meine Erfahrungen, Empfehlungen und Kritiken teilen.

Um sich eines der Fahrräder auszuleihen, muss zunächst ein Account erstellt werden. Dies ist nicht nur vom privaten mobilen Endgerät möglich, sondern auch an den Fahrradstationen vor Ort. Man hat daraufhin die Wahl, sein Fahrrad über einen persönlichen Zugangscode auszuleihen oder eine Metrokarte zu verwenden.

Die Preise der Fahrräder sind fair. Bei dem Jahresabo, das ich ausgewählt habe, zahlt man nur, was man wirklich fährt (1€ pro 30 Minuten). Da die meisten Ziele in Paris in unter einer Stunde mit dem Fahrrad erreichbar sind, liegt der Preis der Fahrräder sogar unter dem Preis eines einzelnen Metrotickets (aktuell liegt dieser bei 2,10€).

Was geben die ausleihbaren Fahrräder her?
Es stehen an den Verleihstationen nicht nur mechanische, sondern auch elektrische Fahrräder zur Verfügung. Mithilfe einer zusätzlichen App kann man außerdem auf einer Karte sowohl die nächstgelegene Station als auch die Anzahl der vorhandenen Fahrräder und Parkmöglichkeiten und den Zustand der Fahrräder einsehen. Das System ist gut ausgebaut und man findet an jeder Metrostation mindestens eine Vélib‘-Station. Ich empfand das Fahrgefühl als sehr angenehm. Ein Vorteil des Verleihsystems ist, dass man unter bestimmten Bedingungen auch mehrere Fahrräder ausleihen kann, wenn man mit Freunden und Familie unterwegs ist, die selbst keinen Account haben.

Was mir am besten gefallen hat, ist, Paris auch von außen besser kennenzulernen. Zwar weiß ich, welche Linien beispielsweise an der Station „Nation“ im Osten der Stadt halten und in welche Richtungen sie fahren, doch habe ich diesen Platz bis vor meinen Fahrradtouren durch die Stadt noch nie von ‚oben‘ gesehen. Die Verkehrsführung ist sehr zugunsten der Fahrradfahrer*innen ausgelegt. An vielen Kreuzungen gibt es grüne Pfeile, dank derer Fahrradfahrer*innen trotz roter Ampel für die Autos weiterfahren dürfen.

Aber: Wir befinden uns immer noch in Paris: Nur weil eines der Fahrräder losfährt bedeutet dies nicht, dass es grün ist, oder es eine gute Entscheidung ist, loszufahren!
Aufpassen muss man auch bei der Verkehrsführung über Google Maps. Die Fahrräder sind sehr schwer und klobig. Es ist eine Herausforderung, sie eine Treppe hochzutragen. Google Maps hat mir trotzdem Routen vorgeschlagen, von denen ich wusste, dass sie über eine Treppe führen.

Will man sich an einer Station am Rande der Stadt ausleihen, muss man Glück haben: Außerhalb der Stadtgrenzen sind viele Stationen über lange Zeit hinweg leer. Dieses Problem ist bereits bekannt. Auch, dass viele Fahrräder beschädigt sind, was leider häufig auf Vandalismus und fahrlässigen Umgang mit den Geräten zurückzuführen ist.

Für Gelegenheitsfahrer*innen wie mich ist das Verleihsystem eine großartige Alternative zu überfüllten Metros und eine Möglichkeit, Paris bei gutem Wetter von außen zu erkunden. Manche werden bei den Fahrrädern sicher auch auf Probleme stoßen, da die Fahrräder nur über 3 Gänge verfügen und sicher auch aus Sicherheitsgründen eine maximale Geschwindigkeit von 25km/h erreichen.

Mein Tipp für alle, die die Fahrräder gerne ausprobieren wollen, ist, einen eigenen Helm mitzubringen. Leider wird dieser Aspekt heutzutage bei öffentlichen Verleihmobilen häufig vernachlässigt und ist besonders in einer Stadt mit so vielen verschiedenen, gestressten Verkehrsteilnehmern wie Paris unerlässlich.

Für alle Interessierte kann ich zudem auf die folgenden Quellen verweisen:
Werner Rieds Bericht über die Verkehrswende in Paris
Video auf Englisch, das erklärt, wie man sich ein Fahrrad ausleiht
Seite von Vélib‘ auf Englisch

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